Hurra, ich lebe noch! Allerdings nur so einigermaßen, ich leide an einer zähen Erkältungskrankheit und bei Aldi gibts keinen Hustentee. Weil ich krankheitsbedingt auch ungefähr 19 Stunden Schlaf brauche und ich gerade sehr müde werde, wars das auch schon wieder.
Aber es kommt bald mehr, und zwar schon heute, morgen oder übermorgen (ich brauche etwas Luft).
Hoch die Kamillenteetassen.
Heute habe ich ein paar Dinge zu erzählen, weshalb ich beschlossen habe, zum besseren Überblick eine Art Layout anzuwenden. Ich beglückwünsche mich selbst zu dieser Idee und hoffe, ich erfreue Augen und Herzen damit.
Los gehts.
Bildung
Die heutige Vorlesung drehte sich um das goldene Zeitalter der dänischen Malerei, das im 18. und 19. Jahrhundert anzusiedeln ist. Wenn man den Worten des Dozenten (der ein richtiger Professor war, mit adrett gestutztem, vollem, weißen Bart und Halbglatze - und Brille, natürlich) glauben kann, hat Dänemark in dieser Zeit einige sehr bedeutende Künstler hervorgebracht, aber ich verschone euch mit Namen. Gut, ich verschone euch weitgehend. Ich zeige euch mein Lieblingsbild, gemalt wurde es von Carl Christian Constantin Hansen (im folgenden C3H. Wenn man das googlet, findet man Seiten, auf denen man Tierzellen kaufen kann.), dem Sohn von Hans Hansen (tz, dänische Namen). Den Namen des Bildes werde ich verschlüsselt wiedergeben, da ich glaube, ich bin nicht autorisiert, dieses Gemälde hochzuladen, und das Staatliche Museum für Kunst hat bestimmt einen Angestellten, der die ganze Zeit das Internet nach Urheberrechtsverletzungen durchstöbert. So, der Titel ist: Eine Grubbe denischer Küntstler in Rohm.
Dieses Bild ist so wie "Alice im Wunderland", nur realer. C3H hat alle seine Freunde darauf gemalt. Wie seltsam und lustig es wäre, in einen Raum zu kommen, und da diese Männer mit den seltsamen Hosen und den winzigen Teetassen zu sehen. Ich finde, Künstler sollten wieder genau so aussehen und diese riesigen Pfeifen rauchen. Vielleicht bunte Zylinder, das wäre hübscher anzuschauen.
Diese Vorlesung fand übrigens in einer uralten Halle unter der Erde mitten in der Stadtmitte statt. Die Halle war aber renoviert, puh.
Geregelt
Ich habe es heute geschafft, mich in der Gemeinde anzumelden, und das war nicht leicht für mich, deshalb bitte ich, dies zur Kenntnis zu nehmen. In Kopenhagen haben sie vermutlich nur Meisterarchitekten, jedes öffentliche Gebäude strotzt vor Ideen. Im Rathaus meiner Kommune gibt es eine Art verglastes Atrium, dass von einem rechteckigen Springbrunnen mit modernen Skulpturen ausgefüllt ist. Das kann man sich anschauen, während man wartet. Überhaupt fände ich es super, wenn in Dänemark an öffentlichen Plätzen riesige Container mit Legosteinen stehen würden, weil ich häufiger das Bedürfnis verspüre, Bauwerke en miniature nachzubauen.
minus Bildung
Gestern wurde meinerseits über die Strenge geschlagen, was mich heute ziemlich lähmt, nichtsdestotrotz möchte ich mich natürlich weiterhin bilden und habe mir deshalb einige dänische Klatschblätter und Frauenzeitschriften besorgt. Die sind auch ziemlich brauchbar, um ein bisschen slang zu lernen, allerdings weiß ich nicht, was ich von jemandem halten würde, der wie eine lebendig gewordene InTouch spricht. Egal. Damit ihr auch etwas lernt, erzähle ich euch, dass Dänen zur Steigerung gerne die Vorsilbe "pisse-" verwenden. Dänisch und Deutsch ist sich ja sehr ähnlich, und "pisse" ist natürlich gleich "pissen" (das Substantiv wäre "pis"). Dabei lässt sich das positiv und negativ verwenden. Außerdem habe ich jetzt das Wissen, dass prüde Männer ihren Penis "Lars Larsen" nennen, was ich nicht übernehmen werde, ich halte es lieber mit dem polnischen Wort: "Hui".
Medienabteilung
Trentemøller. Ein weiterer großer dänischer Name, bekannt in der Minimalszene. Mir ist das ja meist zu wenig Geschrei. Hier also eine ruhige Nummer, was mit Gesang und sprechenden Hunden mit traurigem Schicksal.
Und, für die Aufgeweckteren, Elektrolesben "Fagget fairys" (die mal ordentlich abgehen, aber immer angezogen bleiben):
Schluss
Also, ich kann euch wirklich nichts über Saurierforschung erzählen, aber ich dachte, das sei ein super Catcher und ja, irgendwie fand ich das witzig.
Morgen kocht Flavio etwas Italienisches, er will mir nicht sagen, was, aber er kam heute mit seiner Oma per Skypevideotelefonie in die Küche und hat ihr Nudeln gezeigt. Italienischen Müttern wird ja nachgesagt, dass sie fabelhaft kochen, und italienische Omas kochen noch besser, und am Ende der langen Geschichte dieses Volksstamms steht eine absolute Überköchin, die so gut kochen kann, dass Menschen Freudentränen weinen, wenn sie kosten.
Heute durchruderte ich den Hafen von Kopenhagen. Auf folgendem Bild habe ich die Tour eingezeichnet:
Das wird wahrscheinlich 90% der Leser nicht besonders interessieren, betrachtet das in diesem Fall als eine Art Tagebuch. Im übrigen bin ich ja auch niemandem was schuldig, nicht wahr?
Es war ziemlich anstrengend, wegen Wind und Wellen, nicht zu letzt macht es aber so viel Spaß und wir haben einen Stau von Sightseeing-Booten verursacht, der nicht von schlechten Eltern war.
Nun bin ich enorm müde, nicke immer wieder ein und habe doch noch nicht meinen Schlaffrieden, da Seminare für morgen vorbereitet werden wollen.
Und das ist jetzt auch genau das, womit ich den Rest dieses Abends verbringen werde, bevor ich schlafen werde wie ein Kieselstein, also erwartet keine Wahnsinnsgeschichten mehr vom heutigen Tag.
Gestern bin ich einem großen Traum um ein kleines, aber nicht zu verachtendes Stück näher gekommen. Gestern habe ich zum ersten Mal die Segel gehisst, das Steuer in die Hand genommen und das Meer erobert.
Gesegelt wurde im Roskildefjord. Roskilde ist eine uralte Stadt, die eine halbe Stunde westlich von Koppe liegt, und zwar in Mitten einer Ultra-Idylle. Ich nahm den Zug nach Roskilde und fuhr mit dem Fahrrad zum Treffpunkt, das heißt, ich erfuhr 5 km voll Heiden und Weiden, voll Schafe, Ziegen, Kühe und Pferde, voll Vögel und ohne Autos, mit leicht angeherbsteten Wäldern, sanften Hügeln, mal einen See zur rechten, mal das Meer zur linken. Und ab und zu ein altes Bauernhaus, ohne erkennbare Spuren irgendeiner Zivilisation.
Am Treffpunkt angekommen ging die Idylle erstmal weiter, besser gesagt, sie wurde potenziert. Ich zeige mal ein Bild. (Ich bin allerdings ein schlechter Fotograf, auf meinen Bildern sieht die Wirklichkeit immer ein wenig blasser aus, als sie ist.)
Noch eins.
Abgerundet wurde das ganze von einer Folkgruppe, die in diesem Naturzentrum, das uns die Boote stellte, eine Art Squaredance veranstaltet hat. Noch ein Bild. Man sieht ene Gruppe Männer, die musizieren. (relativ klein)
Das Haus hatte jede Menge Schachfiguren auf dem Dach, weil vor vielen Jahren ein Ehepaar mit einem behinderten Kind dort wohnte, und dieses Kind liebte das Schachspiel. Alles in allem die ideale Szenerie für einen Horrorsplattermovie. Vor allem, weil einen halben Kilometer entfernt eine Schule für kriminelle Jugendliche liegt.
Zum Segeln: Nach einer kurzen Einführung verkündete unser Trainer, dass das Try-and-error-Prinzip bestens zum Segelnlernen geeignet ist und dass wir einfach mal machen sollen. Das haben wir dann auch gemacht. Segeln ist super, weil man dabei nass wird, rumschreit und den ganzen Körper einsetzt. Ich will nicht mehr aufhören zu segeln. Das ist der Beginn einer großen Liebe, Freunde!
Heute habe ich eher eine ruhige Kugel geschoben und hing am Strand rum. Beim Spiel "Hit the can" habe ich als einzige die Dose überhaupt getroffen und dann gleich dreimal hintereinander, womit ich allen den Spielspaß versaut habe. Mein Gewinn sind drei Biere. Das war vielleicht das Highlight des Tages.
Nun noch ein Fruchtzwerg, dann ins Bett.
Heute hatte ich Probleme mit den Metro-Nazis. Das sind die Kontrolleure, die tatsächlich beängstigend naziesk aussehen. Ich führ das ein andermal aus.
Heute gab es englisches Essen. Und das ist so viel besser als sein Ruf! So viel besser, dass der Schäferkuchen in meine Lieblingsessensliste aufgenommen wurde, und zwar auf einem der vorderen Plätze. Männer kochten das, was alles noch besser gemacht hat. Viola, Fotostrecke:
Fabelhaft.
Es besteht aus Kartoffelbrei mit Käse und drunter ist Hackfleisch mit krasser Würze und... Es ist simpel, aber perfekt.
Und dann haben alle sauber gemacht. Naja. Ich habe mich heute ziemlich zuhause gefühlt.
Macht nix. Videos? Jaha.
Ok. Politische Musik aus Dänemark. Hej Danmark! http://www.youtube.com/watch?v=NONnUBKcNZI
Das Video ist Dreck. Aber das Lied ist interessant. Bald mehr.
Wichtiger ist DAS. In diesem Video bin ich ungefähr eine zehntelsekunde zu sehen. Wer rausfindet, wann, (insgesamt 2 mal), wird mit Geschenken überschüttet, ehrlich.
Übrigens, von der Viceparty (das letzte mal, dass ich davon spreche). http://www.youtube.com/watch?v=-GKRwr4xqAg
Morgen gehts segeln. Yeha. Oder Ahoi.
Heute wurde ich maximalverwirrt.
Das dänische System:
In Dänemark genießen Studenten jede Menge Respekt aus der Gesellschaft. Als "fauler Student" wird hier niemand beschimpft. Und das hat seine Gründe.
In Dänemark dauert eine mündliche Prüfung eine Stunde und eine schriftliche Prüfung 6 Stunden. Um für eine Prüfung zugelassen zu werden, muss man vorher seinen ausgewählten Prüfungsstoff einreichen. Man erstellt eine Liste mit Büchern und Texten, mit denen man sich befassen möchte. Insgesamt muss der Stoff 1600 Normseiten umfassen. Diese Normseiten errechnet man, indem man Buchstaben auf einer Seite zählt und dann mathematische Formeln anwendet. Eine Normseite umfasst 2000 Zeichen (wenn das Buch nach 1750 geschrieben wurde). Für Gedichte muss man die Normtabelle konsultieren, da gelten je nach Entstehungszeitraum andere Normzahlen.
Ich versuche allerdings, mich allgemein um Prüfungen zu drücken und Sitzscheine einzuheimsen. So.
Außerdem hatte ich heute eine unheimlich unterhaltsame Vorlesung über Wikinger und Sagas. Es war mehr wie ein stundenlanges "Wusstest du schon...?" und ich weiß nun sehr viele lustige Fakten. Zum Beispiel, dass sich das dänische Wort für Samstag vom altnordischen Wort für "Waschtag" ableitet und sich die Wikinger tatsächlich jeden Samstag gewaschen haben (was zu dieser Zeit recht häufig war). Und das Sagahelden die frühen Actionhelden waren, weil sie meist mit einem coolen Machospruch auf den Lippen starben. Beispiel: Einer der "Blutbrüder" wird mit einem Pfeil in die Brust geschossen. Er zieht ihn raus und sein Herz hängt an der Spitze. Er sieht sich sein Herz an und sagt: "Unser König sorgt hervorragend für uns, ich habe ziemlich viel Fett um mein Herz." Dann stirbt er. Geil.
In der Metro sah ich heute einen alten Mann, der eine Umhängetasche trug, auf der "Buddhistic economists" stand.
Unterhaltsames Kopenhagen.